Kreuzung in Georgsmarienhütte bietet sichere Überquerung für blinde und sehbehinderte Menschen

Hannover. Der Blinden- und Sehbehindertenverband Niedersachsen e. V. (BVN) zeigt anlässlich des diesjährigen Sehbehindertentages am 6. Juni, wie Kreuzungen für blinde und sehbehinderte Menschen dank des Zweisinneprinzips sicher gestaltet sind. 

Sehbehinderte Menschen stehen an einer Straßenkreuzung
Gerhard Renzel (Beauftragter für Digitalisierung und smarte Mobilität im BVN), Hans-Jürgen Bente (Vorsitzender der BVN-Region Osnabrück, Emsland-Bentheim), Steven Brentrop (Inklusionsbeauftragter der Stadt Osnabrück), Volker Woida (Reha-Lehrer Orientierung und Mobilität) und Jörg Hörnschemeyer (stellvertr. Vorsitzender der BVN-Region Osnabrück, Emsland-Bentheim) an der Kreuzung Oeseder Straße auf Klöckner Straße in Georgsmarienhütte

 

Kreuzung in Oesede/Georgsmarienhütte: eine X-Kreuzung mit schrägen Furten, wo sich die Landesstraße L95 mit einer vielbefahrenen ortsinternen Straße trifft (Oeseder Straße auf Klöckner Straße). Es gibt ein starkes Verkehrsaufkommen und eine lautstarke Umgebung. Wie kann eine solche Kreuzung ein gutes Beispiel für eine sichere Kreuzung für blinde und sehbehinderte Menschen sein? Hier wurde entwickelt und geforscht und nun gibt es hier die beste Kombination aus taktilen Elementen mit einer Bodenindikatoren-Ausstattung an allen vier Furten (also Richtungs- und auch Auffindefeldern auf der jeweils gegenüberliegenden Seite) und einer auditiven Ampelanlage mit digitaler Zusatzfunktion. 

Gerhard Renzel, der Beauftragte für Digitalisierung und smarte Mobilität im BVN ist stolz auf dieses gelungene Forschungsprojekt: „Wir können die Kreuzung als Positiv-Beispiel hervorheben, weil wir an dieser Kreuzung seit ungefähr fünf Jahren entwickeln und sie trotz der schwierigen akustischen Verhältnisse so sicher wie möglich für Blinde und Sehbehinderte machen.“  

Mittels digitaler Dienste (an dieser Kreuzung durch die App LOC.id), die im Hintergrund über Bluetooth agieren, wird die Lautstärke des akustischen Signals bedarfsgerecht angehoben. Dabei richtet sich die Signallautstärke nach dem Geräuschaufkommen an der Kreuzung. Ist es bedingt durch den Verkehr oder durch die Wetterverhältnisse besonders laut, wird das Signal für blinde und sehbehinderte Menschen kurzzeitig lauter ausgegeben. 
Steven Brentrop ist der Inklusionsbeauftragte der Stadt Osnabrück. Er meint: „Diese Kreuzung zeigt einerseits, was technisch möglich ist, und andererseits löst sie ein großes Problem, nämlich das einer ständig aktivierten Ampelakustik und Anwohnerkonflikten. Hier wird diese akustische Signalgebung nämlich nur auf Anforderung lauter.“ 

In Georgsmarienhütte gibt es insgesamt zwei Kreuzungen dieser Art. Die Zweite steht in Kloster Oesede bei einer Bedarfsampel zur Überquerung der L95. Hans-Jürgen Bente, Vorsitzender der BVN-Region Osnabrück, Emsland-Bentheim weiß: „Auf alle Fälle würde ich die App auch nutzen, die Kreuzung in Georgsmarienhütte ist wirklich vorbildlich.“  Auch der Reha-Lehrer Volker Woida, der blinde und sehbehinderte Menschen im Laufen mit dem Langstock schult, zeigt sich zufrieden: „Diese Kreuzung war vorher kaum begehbar und jetzt ist es wesentlich einfacher, sie zu überqueren.“

Aktionstag Sehbehindertentag 
Bereits seit 26 Jahren gibt es diesen besonderen Tag, den Sehbehindertentag. Als Datum wurde der 6.6. gewählt, da die Zahl 66 an eine Brille erinnert. Jedes Jahr finden rund um diesen Tag bundesweit Aktionen statt, die auf Menschen mit Sehbehinderungen aufmerksam machen sollen, denn diese Menschen haben täglich mit vielen Herausforderungen zu kämpfen. Sei es die winzige Schrift auf der Müslipackung, eine Stolperstufe auf dem Weg ins Gebäude oder Hindernisse auf dem Gehweg. Laut einer Hochrechnung auf Basis von Zahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO gibt es mehr als eine Million sehbehinderte Menschen in Deutschland. 

Weitere Informationen zum Sehbehindertentag finden Sie auf der Webseite vom DBSV